Berliner Rathaus
Das Berliner Rathaus wird aufgrund seiner roten Klinker, die der norditalienischen Hochrenaissance entstammen, vor allem als "Rotes Rathaus" bezeichnet. Der im Ortsteil Mitte liegende Neorenaissancebau ist Sitz des Berliner Senats (früher Magistrat) und des Regierenden Bürgermeisters.
Das Gebäude wurde von 1861 bis 1869 nach Entwürfen von Hermann Friedrich Waesemann, dem Baurat von Friedrich Wilhelm IV., erbaut. Vorbild für die Architektur war das Rathaus in Thorn in Westpreußen. Die Mehrflügelanlage im Rundbogenstil nimmt mit seiner Breite von 88 Metern und seiner Länge von 99 Metern einen kompletten Straßenblock ein. Das über drei Innenhöfe verfügende Bauwerk löste das alte Berliner Rathaus am Molkenmarkt ab, das aus mehreren teilweise aus dem Mittelalter stammenden Gebäuden bestand.
Besonders markant ist der 74 Meter hohe Turm, der an den Elizabeth Tower des Palace of Westminster in London erinnert. Vorbild für den Rathausturm war die Kathedrale der französischen Stadt Laon. Des Weiteren schmücken 36 Terrakottatafeln, die sich in Höhe der ersten Etage entlang der Gebäudefassade befinden, das Rote Rathaus. Sie zeigen Ereignisse der Geschichte Berlins von den Anfängen bis zur Reichsgründung 1871.
Das Berliner Rathaus wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und war erst 1958 endgültig wiederaufgebaut. An die beschwerliche Aufbereitung nach dem Krieg erinnern zwei Bronzeskulpturen vor dem Haupteingang des Rathauses. Die Figuren "Aufbauhelfer" und "Trümmerfrau" stammen beide aus dem Jahr 1958 und wurden vom Bildhauer Fritz Cremer geschaffen.
In Folge der Teilung Berlins tagten der Ostberliner Magistrat sowie die Stadtverordnetenversammlung im neu aufgebauten Rathaus. Außerdem war es Sitz des Oberbürgermeisters von Ostberlin. Der Westberliner Senat war bis 1991 im Rathaus Schöneberg untergebracht. Die wiedervereinigte Verwaltung der Stadt zog offiziell 1991 gemeinsam in das Rote Rathaus.
Im Inneren des Berliner Rathauses befinden sich einige prunkvolle Säle. Der Wappensaal, in dem früher die Stadtverordnetenversammlung tagte, ist geschmückt mit den Wappen der Berliner Stadtbezirke. Aufgrund seiner Größe eignet sich der Raum ideal für Eintragungen in das Goldene Buch der Stadt und für Empfänge. Der größte Saal des Rathauses ist der Große Festsaal, der ebenfalls für Veranstaltungen genutzt wird und ursprünglich zweigeschossig war. Als schönster Saal des Berliner Rathauses gilt der Säulensaal. Das Kreuzgewölbe des Saals wird von prächtigen Säulen getragen, die jedoch erst zur 750-Jahr-Feier Berlins ihren heutigen Anstrich erhielten. Der Saal beherbergte früher die Magistratsbibliothek und wird heute auch für Veranstaltungen genutzt.