Gotthold Ephraim Lessing-Denkmal
Das Gotthold Ephraim Lessing-Denkmal steht an der Lennéstraße im äußersten Südosten des Großen Tigergartens. Das drei Meter hohe Standbild aus weißem Marmor zeigt den wichtigsten deutschen Dichter der Aufklärung im historischen Gewand. Die überlebensgroße Statue Lessings steht auf einer grauen Plinthe, die wiederum auf einem vier Meter hohen Sockel aus rotem Granit steht. Am mittleren Teil des Sockels mit vier abgerundeten Ecken befinden sich vier asymmetrisch gerahmte Kartuschen. Die vordere trägt dreizeilige den Namen des Dichters als Inschrift. Die anderen drei Kartuschen zeigen die Köpfe von Lessings Freunden und Mitstreitern Moses Mendelssohn, Friedrich Nicolai und Ewald Christian von Kleist.
Auf Vor- und Rückseite des Denkmals zu Ehren von Gotthold Ephraim Lessing sind unterhalb der Kartuschen allegorische, vollplastische Figuren zu sehen. Auf der Vorderseite, unter der Inschrifttafel, sitzt ein geflügelter Jüngling aus Bronze als Genius der Humanität. Den Kopf in den Nacken gelegt blickt er hoch zu Lessing. In der erhobenen rechten Hand hält Genius eine flammende Opferschale als Symbol der Erhellung. Die kleine Harfe hinter dem rechten Oberschenkel symbolisiert die Dichtkunst. Der linke Arm stützt auf einer Inschrifttafel, die die zentralen Sätze aus der "Ringparabel" aus Lessings "Nathan der Weise" enthält. Zu den Füßen der Bronzefigur liegt ein Lorbeerkranz.
Auf der Rückseite findet sich die Allegorie der Kritik in Gestallt eines geflügelten Knabens. Seine linke Hand greift in die Mähne des Löwenfells, auf dem er sich niedergelassen hat. Mit der rechten Hand schwingt die Figur eine Geißel, Attribut des Kritikers, der mit Satire und Spott die Dummheit und die Verstocktheit der Aufklärungsgegner geißelt. Die auf einem Stapel umfangreicher Bücher und Pergamentrollen sitzende Eule symbolisiert die dem Tier zugeschrieben Klugheit und Weisheit.
Rechts und links am Sockel befinden sich zwei Brunnenschalen, über denen sich ursprünglich zwei Wasserspeier in Form grotesk geformter Delphinköpfe befanden. Sie fielen Vandalismus zum Opfer.
Ein Beschluss von 1863 sah eigentlich vor, dass für die drei Geistesheroen Goethe, Lessing und Schiller ein gemeinsames Denkmal in Berlin errichtet werden sollte. Nachdem Schiller 1871 ein Denkmal auf dem Gendarmenmarkt erhielt und 1880 ein Goethedenkmal im Großen Tiergarten eingeweiht wurde, rief ein Komitee unter der Leitung von Carl Robert Lessing, einem Großneffe des Dichters, einen Wettbewerb aus. Aus insgesamt 27 Künstlern wurde Otto Lessing, Neffe des Komiteevorsitzenden, ausgewählt. Nach Aufwertung des Entwurfs wurde das Lessing-Denkmal von 1887 bis zur Einweihung am 14. Oktober 1890 erbaut.