Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma
Nach den Denkmälern für die Juden und die Homosexuellen ist das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma das dritte Mahnmal im Berliner Zentrum, das einer bestimmten Opfergruppe des Holocausts gewidmet ist. Die Errichtung des Denkmals hat beinahe so lange gedauert, wie die Anerkennung des Völkermords an den Sinti und Roma. Historiker gehen davon aus, dass zur Zeit des Nationalsozialismus bis zu 500.000 Sinti und Roma ermordet wurden.
Nachdem der Bundestag 1992 den Beschluss für den Bau eines Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma fällte, wurde ein Künstlerwettbewerb ausgetragen, den der israelische Künstler Dani Karavan gewann. Diverse Streitigkeiten über den Standort, die Gestaltung, die Umsetzung und die Widmung haben dafür gesorgt, dass das Mahnmal erst zwei Jahrzehnte nach seiner Beschießung fertiggestellt wurde. Die offizielle Eröffnung fand am 24. Oktober 2012 unter Beisein von Bundespräsident Gauck und Bundeskanzlerin Merkel statt.
Das Denkmal befindet sich im Großen Tiergarten, südlich neben dem Reichstag und unweit des Brandenburger Tors. Im Zentrum des Mahnmals steht ein kreisrundes Wasserbecken mit einem Durchmesser von zwölf Metern. Der schwarze Grund des ebenerdigen Beckens symbolisiert die endlose Tiefe, in die Opfer gestürzt wurden und die bei Überlebenden hinterlassen wurde. Die dunkle Wasseroberfläche, die die Umgebung samt Betrachter spiegelt, dient zudem als Spiegelbild der Gesellschaft.
In der Mitte des Beckens befindet sich ein dreieckiger Stein, der an den Winkel erinnern soll, den Sinti und Roma in den Lagern tragen mussten. Täglich zur Mittagszeit versinkt der Stein in der Tiefe des Beckens, um kurze Zeit später mit einer frischen Blume als Symbol des Lebens wieder aufzutauchen. Währenddessen erklingen gebrochene Geigenklänge. Ein Ritual, das tägliche Pflege erfordert und auf diese Weise zum täglichen Gedenken zwingt.
Auf dem Rand des Wasserbeckens wurde in deutscher und englischer Sprache das Gedicht "Auschwitz" des italienischen Rom Santino Spinelli eingeprägt. Auf einige der Feldsteinplatten rund um das Denkmal wurden die Namen von 71 Konzentrationslagern eingemeißelt. Glaswände neben dem Mahnmal berichten von der Deportation der Sinti und Roma zwischen 1933 und 1945 und beschreiben detailliert, wer von den Nazis als "Zigeuner" verfolgt wurde.
Ganz nach den Wünschen der Initiatorin, dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma, hat Karavan kein monumentales Denkmal geschaffen, sondern einen Ort der Anteilnahme und Information. Das 2,8 Millionen Euro teure Denkmal wird wie bereits die anderen beiden Mahnmale durch die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas betreut.