Bismarck-Nationaldenkmal
Das monumentale Bismarck-Nationaldenkmal steht heute an der nördlichen Seite des Großen Sterns. Ursprünglich war es vor dem Reichstag auf dem Königsplatz, dem heutigen Platz der Republik, platziert. Dort war das 1901 eingeweichte Denkmal Otto von Bismarcks, dem ersten deutschen Reichskanzler, von zwei halbkreisförmigen Wasserbecken und einer Najaden- und einer Tritonengruppe aus Sandstein von Ludwig Cauer eingefasst. Wegen Albert Speers Plänen einer Nord-Süd-Achse für die Welthauptstadt Germania, musste das Bismarck-Nationaldenkmal weichen und wurde 1938, unter anderem zusammen mit der Siegessäule, umgesiedelt.
Anfänglich wurde ein Wettbewerb zum Bau des Denkmals ausgeschrieben, an dem über 90 Künstler teilnahmen. Jedoch legte keiner von ihnen einen Vorschlag vor, der Kaiser Wilhelm II. genehm war und so erhielt sein sehr geschätzter Bildhauer Reinhold Begas den Auftrag. Das Bismarck-Nationaldenkmal war das letzte große Werk von Begas. Die Denkmalanlage, die er zwischen 1897 und 1901 erbaute, ist 20 Meter breit, 15 Meter hoch und zwölf Meter tief. Das Denkmal besteht aus einem Sockel aus poliertem roten Granit, der die 6,6 Meter hohe Bronzefigur Otto von Bismarcks trägt. Der von 1871 bis 1890 amtierende Reichskanzler wird in der Uniform der Halberstädter Kürassiere dargestellt, in der er immer im alten Reichstag zu erscheinen pflegte. Die Finger seiner rechten Hand ruhen auf der Urkunde der Reichsgründung, während seine linke Hand fest den Griff des Pallaschs umgreift. Auf der Vorderseite trägt der Sockel die schlichte Inschrift "BISMARCK", auf der Rückseite befindet sich die Widmung "DEM ERSTEN REICHSKANZLER, DAS DEUTSCHEN VOLK, 1901".
Rund um den bismarcktragenden Hauptsockel stehen auf einem Unterbau vier weitere Figuren, die die damalige Heroisierung Bismarcks symbolisieren sollen. Der von vorn auf das Denkmal blickenden Betrachter erblickt ganz links Sibylle, auch als Allegorie der Staatsweisheit gedeutet, auf dem Rücken einer Sphinx reitend. Sie blickt als Symbol der geistigen Bedeutung Bismarcks in das Buch der Geschichte, welches sie abgestützt auf ihren Oberschenkeln mit der linken Hand hält. Vor dem Sockel kniet Atlas, die Weltkugel als Zeichen Bismarcks weltumspannender Größe und seiner Titanenkraft auf dem Rücken tragend. Rechts drückt eine weibliche Herrschergestalt mir Krone und Zepter, vermutlich Germania oder eine Allegorie der Staatsgewalt, den Leoparden der Aufruhr und der Zwietracht mit dem Fuße nieder. Es soll die unbezwingliche Kraft Bismarcks ausdrücken. Den Leoparden schuf August Gaul, ein Schüler Reinhold Begas. Auf der Rückseite des Denkmals kniet Siegfried und schmiedet das Reichsschwert. Die Figur versinnbildlicht die erfolgreichen Kämpfe Bismarcks gegen die Feinde des Reichs.
Als das Nationaldenkmal Bismarcks im Großen Tiergarten neu aufgestellt wurde, wurde der Abstand der Nebenfiguren vom Hauptpostament um etwa einen Meter verringert, so dass die Zahl der Stufen des Unterbaus von sieben auf drei verringert werden konnte. Bei Restaurierungsarbeiten, die von 1958 bis 1960 an dem Denkmal durchgeführt wurden, verschwanden sechs Bronzereliefs die am Unterbau befestigt waren. Drei Reliefs auf der Vorderseite zeigten die Vorbereitungen zur Reichsgründung im Jahre 1871. Drei weitere Reliefs befanden sich auf der Rückseite. Ihr verbleibt ist bis heute ungeklärt, die verschwunden Platten wurden durch neue aus rotem Granit ersetzt. Heute steht das Bismarck-Nationaldenkmal unter Denkmalschutz.