Neues Museum
Das zwischen 1843 und 1855 errichtete Neue Museum gilt als Hauptwerk des Schinkelschülers Friedrich August Stüler. Der spätklassizistische Museumsbau zählt mit seinen neuen Baustoffen wie Marmorimitationen und Mosaiken aus Steingutmasse zu den bedeutendsten Museumsbauten des 19. Jahrhunderts. Durch die Nutzung industrialisierter Bauverfahren wie zum Beispiel Eisenkonstruktionen, Gewölben aus Topfziegeln und Leichtziegeln schrieb das Neue Museum zudem ein Stück Technikgeschichte.
Im Zweiten Weltkrieg fiel das Museum den Fliegerbomben zum Opfer. Von der Deutschen Demokratischen Republik wurde die Ruine inmitten der Museumsinsel jahrzehntelang völlig vernachlässigt. Erst 1985 wurde der Wiederaufbau der mehrfach vom Abriss bedrohten Ruine beschlossen. Ein Wettbewerb für den Wiederaufbau des Neuen Museums wurde 1993 ausgerufen, brachte aber kein befriedigendes Ergebnis. In einer zweiten Wettbewerbsphase erhielt der britische Architekt David Chipperfield den Planungsauftrag. Im Jahr 2000 stand der Entwurf, so dass das Museum bis zur Wiedereröffnung am 16. Oktober 2009 für 295 Millionen Euro wiederaufgebaut werden konnte.
Das Konzept zum Wiederaufbau sah einen "behutsamen Weiterbau" des Museums vor und verzichtete auf eine originalgetreue Rekonstruktion genauso wie auf einen Eingriff der Moderne in die Denkmalsubstanz. Nur was die Zeit überstanden hat blieb erhalten und wurde restauriert. So sind Brüche und Narben am historischen Gebäude allgegenwärtig. Nur dort wo ganze Wände, ganze Trakte fehlten sorgte Chipperfield für harte Kontraste durch moderne Räume aus mächtigen Betonplatten. So entwarf der Architekt für die von den Bomben nahezu völlig zerstörte Treppenhalle einen schlichten Kunstbetonaufgang, der die ursprüngliche Raumdimension und -wirkung wieder aufnahm.
70 Jahre nach der Schließung beherbergt das Neue Museum seit der Wiedereröffnung das Ägyptische Museum und Papyrussammlung sowie das Museum für Vor- und Frühgeschichte mit Objekten der Antikensammlung. Die Sammlungen werden nicht streng voneinander getrennt, sondern gehen in einer neuartigen Präsentation auf, die den Besuchern einen faszinierenden Blick in die Ursprünge der Menschheitsgeschichte bietet.
Allein die Schätze des Ägyptischen Museums umfassen auf rund 3.600 Quadratmetern 2.500 Objekte. Damit hat die Sammlung dreimal soviel Platz wie am früheren Standort. Die Ausstellung ist nicht chronologisch sondern thematisch gegliedert. So ermöglicht etwa der Raum "Pharao" einen Überblick über Meisterwerke altägyptischer Skulpturen. Wenig später erzählen drei Grabkammern der Pyramidenzeit im Themenraum "Ewiges Diesseits" von der Glaubenswelt Ägyptens.
Das wohl beliebteste und bekannteste Exponat des Museums ist die Büste der Königin Nofretete aus der Zeit um 1340. Wer sich der Faszination dieser Schönheit hingibt, der wird sich wenig daran stören, dass das linke Auge der Königin fehlt und ihre rechte Ohrmuschel beschädigt ist.
Auch das Museum für Vor- und Frühgeschichte mit seinen 6.500 Objekten auf 4.400 Quadratmetern bezieht sich wo nur möglich auf die motivischen Vorgaben der Säle. Chronologisch arbeitet sich der Rundgang über die Geschichte der Völkerwanderung und das Zeitalter Roms bis zu den Anfängen der Menschheitsgeschichte. Dabei ist der 3.000 Jahre alte "Berliner Goldhut" aus der Bronzezeit besonders sehenswert. Das rituelle Objekt mit einer Höhe von 75 Zentimetern diente zugleich als Kalendarium zur Berechnung der Mondfinsternis. Als jüngstes Exponat wird ein Stück Stacheldraht von der Berliner Mauer ausgestellt.
Das Neue Museum zählt zum Weltkulturerbe Berliner Museumsinsel.