Madame Tussauds
Eine 2.500 Quadratmeter große Niederlassung des weltbekannten Wachsfigurenkabinetts Madame Tussauds aus London, hat sich am nicht minder prominenten Boulevard Unter den Linden niedergelassen. Die Dauerausstellung beherbergt um die 70 Berühmtheiten aus Geschichte, Kultur, Politik sowie Sport. Wer bei Madame Tussauds in Wachs gegossen steht, der darf mit Recht behaupten, er habe es auf der Karriereleiter ganz nach oben geschafft, auch wenn dies nicht bei jedem gesellschaftlich zu vertreten ist. Internationale und nationale Prominente lassen die Besucher ganz nahe an sich herankommen und halten stundenlang still, damit auch der letzte noch ein Foto mit seinem Idol knipsen lassen kann. Ob das nun Berlins regierender Bürgermeister Klaus Wowereit, Bundeskanzlerin Angela Merkel oder doch lieber Madonna ist, kann natürlich jeder selber entscheiden. Wer sich nicht mit einer der lebensnahen Figuren ablichten lassen will, der kann versuchen sich von Albert Einstein die Relativitätstheorie erklären zu lassen, mit Günther Grass über das Leben zu philosophieren, bei Günter Jauch die Million zu erspielen oder bei Papst Benedikt XVI. die Beichte abzulegen.
Nach exakten Maßen und mit Hilfe zahlreicher Fotografien werden die Figuren der gesellschaftlich bedeutsamen Personen gefertigt. Die Produktion, auch für die Berliner Niederlassung, findet in London statt. Bildhauer fertigen zunächst ein Metallskelett des Körpers an. Danach werden mit Ton die Konturen des gesamten Körpers über das Skelett geformt. Getrennt werden Gießformen vom Kopf und dem übrigem Körper angefertigt und mit heißem Wachs gefüllt. Nach dem Trocknen werden die Formen vorsichtig entfernt und der Kopf wird auf den Körper gesteckt. Schließlich folgen Feinarbeiten. So werden die Porträts mit Augen, Haaren und Zähnen versehen. Die Haut wird mit Ölfarben in mehreren Schichten bemalt. Als Tradition gilt, dass die Porträtierten die Wachsfiguren mit selbst getragenen Kleidungsstücken ausstatten, sofern möglich.
Für kontroverse Diskussionen sorgte bereits vor Eröffnung des Kabinetts am 5. Juli 2008 eine Figur von Adolf Hitler. Politiker und Vertreter verschiedener gesellschaftlicher Organisationen stritt darüber, ob der größte Massenmörder der Geschichte zu Unterhaltungszwecken als Publikumsmagnet in Form einer täuschend echten Wachskopie nach Berlin wiederkehren dürfe. Die Betreiber zeigen Hitler, aus Respekt vor seinen Opfern, in den letzten Tagen vor seinem Selbstmord als gebrochenen Mann mit diabolischem Blick am Schreibtisch in seinem Bunker sitzend. Das Fotografieren der Figur ist untersagt. Damit soll verhindert werden, dass Rechtsradikale Madame Tussauds aufgrund des toten Diktators als Pilgerort missbrauchen und sich mit ihm abbilden lassen. Wachkräfte sorgen außerdem dafür, dass niemand der Figur zu nahe kommt. Doch all die Sicherheitsvorkehrungen konnten nicht verhindern, dass gleich der zweite Besucher des Museums am Eröffnungstag der 200.000 Euro teuren Figur Hitlers den Kopf abriss.