Amsterdam | Durch die weitere Nutzung dieser Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. (mehr)

Anne-Frank-Haus (Anne Frank Huis)

Mit ihrem weltbekannten Tagebuch gelingt es Anne Frank bis heute, den Nachkriegsgenerationen vor Augen zu führen, was es für die Juden damals bedeutete, sich vor Nazi-Deutschland verstecken zu müssen. Noch eindrucksvoller erlebt die Geschichte der berühmtesten Untergetauchten, wer das Anne-Frank-Haus in Amsterdam besucht. Dort, wo sich Anne mit sieben anderen Personen über zwei Jahre versteckt hielt, erinnert heute ein Museum an das einzigartige Mädchen und die Ideologie, die ihr zum Verhängnis wurde.

Annelies Marie Frank, seitjeher nur Anne genannt, wanderte 1934 mit ihrer Familie in die Niederlande aus, um den Repressionen durch die Nationalsozialisten zu entgehen. Otto Frank, der Vater von Anne, leitete dort die niederländische Niederlassung des deutschen Unternehmens Opekta, das mit Pektin, einem Geliermittel für Marmelade, handelte. 1938 gründete er gemeinsam mit einem Geschäftspartner das Unternehmen Pectacon, dessen Zweck die Herstellung und der Verkauf von Gewürzmischungen für Fleischereien war.

Einige Jahre lang konnte die Familie Frank, zu der auch Mutter Edith und die ältere Tochter Margot gehörten, in Amsterdam unbehelligt leben. Als 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach und in dessen Rahmen am 10. Mai 1940 auch die Niederlande von der deutschen Wehrmacht angegriffen wurden, erkannte Otto Frank, dass die Juden auch hier nicht sicher seien.

Versteck mitten im Zentrum von Amsterdam

Gemeinsam mit der dreiköpfigen Familie van Pels, dessen Oberhaupt der Geschäftspartner war, mit dem Otto Frank Pectacon gründete, entschloss sich Familie Frank, sich im Hinterhaus der Prinsengracht 263 zu verstecken. In dem Gebäude befanden sich bereits beide Unternehmen von Otto Frank.

Von der Straße aus kann man nicht erkennen, dass das schmale Grachtenhaus noch über ein durchaus geräumiges Hinterhaus verfügt. Zudem waren die hinteren Fenster des Vorderhauses, die Aufschluss über die Existenz des Hinterhauses hätten geben können, dunkel angestrichen, weil die Gewürze, die dort damals gelagert wurden, kein direktes Sonnenlicht vertrugen.

Familie Frank versteckte sich ab dem 6. Juli 1942 im Hinterhaus, eine Woche später kam Familie van Pels hinzu. Vier Monate später nahmen sie noch eine weitere Person auf, den Zahnarzt Fritz Pfeffer.

Bevor die Untergetauchten ihr Versteck bezogen, weihte Otto Frank die Büroangestellten ein und fragte sie – nicht ohne ihnen deutlich zu machen, wie riskant die Versteckaktion auch für sie sei – ob sie die Untertaucher beispielsweise bei der Lebensmittelversorgung unterstützen würden. Ohne zu zögern stimmten Miep Gies, Johannes Kleimann, Victor Kugler und Bep Voskuijl zu. Auch Jan Gies, Mann von Miep Gies, war eingeweiht. Sie alle sind bis heute Helden des Widerstands.

Gemeinsam überwunden die Helfer und ihre Schützlinge so manche Gefahr und so manche Krise. Doch letztlich geschah das, vor dem sich alle gefürchtet haben: Am 4. August 1944, und somit über zwei Jahre, nachdem die ersten Juden ins Hinterhaus gezogen sind, wurden alle Untergetauchten und die Helfer Kleiman und Kugler verhaftet. Einen Monat später mussten die acht Juden die Fahrt ins Konzentrationslager Auschwitz antreten. Otto Frank überlebte als einziger. Auch die Helfer haben den Krieg überlebt.

Weltbekannt dank Anne Franks Tagebuch

Weltweit bekannt wurde das Schicksal von Anne Frank durch ihr Tagebuch*, das sie im Versteck schrieb. Ihr erstes Tagebuch bekam Anne zum 13. Geburtstag geschenkt. Mit dem Schreiben hat sie kurz vor dem Einzug ins Hinterhaus begonnen. Bereits während der Zeit des Untertauchens entschloss sich das aufgeweckte und selbstbewusste Mädchen, das auch Gedichte und Geschichten schrieb, nach Ende des Kriegs einen Roman über das Hinterhaus auf Grundlage ihres Tagebuchs zu veröffentlichen.

Nachdem die Untergetauchten verhaftet wurden, sammelte Miep Gies die auf dem Fußboden verstreuten Blätter von Annes Tagebuch auf und bewahrte sie in ihrer Schreibtischschublade auf, um sie Anne bei ihrer Rückkehr zurückzugeben. Als feststand, dass Anne tot ist, hat sie die Dokumente ungelesen Annes Vater übergeben.

1946 veröffentlichte Otto Frank das Tagebuch seiner Tochter unter ihrem Wunschtitel "Het Achterhuis" ("Das Hinterhaus"). Er hatte große Mühe für die Aufzeichnungen, die seit 2009 UNESCO-Weltdokumentationserbe sind, einen Verlag zu finden. Bis heute wurde das Tagebuch in mehr als 60 Sprachen übersetzt und millionenfach verkauft. Es zählt zu den berühmtesten Zeitdokumenten der Judenverfolgung und des Zweiten Weltkriegs und gehört als solches zu den meistgelesenen Büchern der Welt. Und doch ist es nur eine tragische Geschichte von vielen.

Vor dem Abriss bewahrt

Bereits kurz nach der Veröffentlichung des Tagebuchs kamen die ersten Besucher in die Prinsengracht, um sich das Versteck anzusehen. Sie wurden von den Helfern im Rahmen privater Führungen durch die Räumlichkeiten geführt.

Als der gesamte Häuserblock verkauft wurde um abgerissen zu werden, regte sich Widerstand. Schließlich überschrieb der Eigentümer, der hier eigentlich eine Fabrik errichten wollte, das Haus als Zeichen guten Willens an die 1957 von Otto Frank und Johannes Kleiman gegründete Anne-Frank-Stiftung. Mit Spendengeldern kaufte die Stiftung später das Nachbargebäude mit der Nummer 265. Die anderen Häuser wurden abgerissen. Der Neubau mit der Nummer 267 gehört heute ebenfalls zum Museumskomplex.

Das Museum wurde 1960 eröffnet und im Laufe der Zeit mehrfach erweitert. Der Rundgang durch das Anne-Frank-Haus führt heute zunächst vom Inneren des Neubaus an der Ecke Prinsengracht/Westermarkt über das dazwischengelegene Grachtenhaus 265 zum Haus 263. Im Vorderhaus werden die Besucher in die Geschichte des Holocausts und der Familie Frank eingeführt und können unter anderem die Räume von Opekta und Pectacon sehen. Nachdem die Angestellten Feierabend hatten, haben sich die Untergetauchten oft in den Büroräumen aufgehalten und zum Beispiel Radio gehört.

Über enge und steile Treppen, die typisch für die Amsterdamer Grachtenhäuser sind, geht es in die weiteren Etagen. Durch die Tür, die mit einem schwenkbaren Bücherschrank verborgen war, der dort noch heute steht, gelangt man ins Hinterhaus.

Auch diese Räumlichkeiten sind originalgetreu erhalten, jedoch nicht möbliert. Die Nationalsozialisten ließen das Hinterhaus nach der Entdeckung leer räumen. Auf Wunsch von Otto Frank blieb es unmöbliert. Das leere Versteck soll die Leere nach der Verschleppung von Millionen Menschen symbolisieren, die nie zurückkehrten.

Über eine halbe Million Besucher pro Jahr

Auf dem Weg durch jeden einzelnen Raum des Verstecks können die Besucher beispielsweise die Tapete sehen, auf der Otto Frank das Wachstum seiner Töchter markierte, die Karte, auf der die Familie den Vormarsch der Alliierten festhielt und die Sammlung von Bildern berühmter Filmstars, mit der Anne ihr Zimmer verschönerte.

Nach Verlassen des Hinterhauses bekommen die Besucher des Anne-Frank-Hauses unter anderem das Originaltagebuch und andere Originalaufzeichnungen von Anne Frank zu sehen, die durch ihr Tagebuch zu einem der berühmtesten Holocaustopfer überhaupt wurde. In den Räumen am Ende des Rundgangs werden in wechselnden Ausstellungen verschiedene Details der Geschichte rund um Anne und verschiedene Aspekte des Holocausts und seiner Folgen vertieft.

Original-Oscar

Ganz unscheinbar steht am Ende der Ausstellung, vor dem Eingang zum Museumscafé und kurz bevor es in den Museumsladen geht, ein kleiner goldener Mann. Es handelt sich um den Oscar, den Shelley Winters 1959 für die Darstellung der Auguste van Pels in dem Film "Das Tagebuch der Anne Frank*" gewann und später für die Ausstellung spendete.

Das Anne-Frank-Haus ist eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten in Amsterdam. Während der Öffnungszeiten gibt es vor dem Eingang stets eine zum Teil beträchtliche Warteschlange. Nach 18:00 Uhr ist meist etwas weniger los. Wer Wartezeit gänzlich vermeiden will, der kauft seine Eintrittskarten im Internet und legt sich dort auf einen Besuchstermin fest.

Weitere Informationen

Kontakt

Adresse
Prinsengracht 263 - 267
1016 GV Amsterdam
Niederlande
Telefon
+31 (20) 55 67 10 0
Telefax
+31 (20) 62 07 99 9
Internet
http://www.annefrank.org

Verkehrsanbindung

Buslinien
170, 172, 174
Straßenbahnhaltestelle
Westermarkt

Kernöffnungszeiten

April - Oktober
09:00 - 22:00 Uhr (letzter Einlass: 21:30 Uhr)
November - März
09:00 - 19:00 Uhr (letzter Einlass: 18:30 Uhr)

Eintrittspreise

Kinder (bis 9 Jahre)
kostenlos
Kinder (10 bis 17 Jahre)
4,50 Euro
Erwachsene (ab 18 Jahre)
9,00 Euro

Daten & Fakten nicht mehr aktuell? Bitte informieren Sie uns!