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Königstag

Einmal im Jahr stehen die Niederlande Kopf. Dann nämlich, wenn mit dem Nationalfeiertag der Geburtstag des amtierenden Monarchen gefeiert wird. Seitdem König Willem-Alexander am 30. April 2013, dem bisherigen Königinnentag (Koninginnedag), seine auf den Tag genau 33 Jahre regierende Mutter Beatrix auf dem Thron ablöste, wird der Königstag (Koningsdag) alljährlich am 27. April zelebriert.

Bereits der Vorabend des nationalen Feiertags steht ganz im Zeichen des bevorstehenden Festtages. Voller Vorfreude stürzen sich die Niederländer in die sogenannte Königsnacht (Koningsnacht). In Bars und Restaurants, auf öffentlichen Festivals und privaten Partys, auf Plätzen und Straßen feiert man gemeinsam in den Königstag hinein. In den Großstädten werden die aufgebauten Bühnen bereits von ersten Künstlern bespielt. Nach Mitternacht geht es weiter in die Clubs und Kneipen, wo oftmals ebenfalls ein besonderes Programm auf die Gäste wartet.

Sowohl für den Vorabend, als auch für den Koningsdag selbst, gibt es im gesamten Land eine unmissverständliche Kleiderordnung, die sich einzig auf die Farbe bezieht: Oranje. Egal ob Bikini, Federboa, Hut, Krone, Perücke, Rock, Schirm oder Socken - mindestens ein sichtbares Kleidungsstück muss in Orange, der Farbe des niederländischen Königshauses, strahlen. Immerhin hat der dortige Nationalfeiertag auch etwas vom hiesigen Karneval.

Angemessen gekleidet geht es am Königstag hinaus vor die Tür, wo in jeder noch so kleinen Gemeinde ein Festprogramm auf Bewohner und Touristen wartet. Während in den Metropolen wie Amsterdam, Den Haag und Rotterdam Konzerte, Paraden und Rummelplätze organisiert werden, stehen auf dem Land oft sportliche Herausforderungen wie Tauziehen und Toilettenweitwurf auf der Tagesordnung. Weil die Königsfamilie am Königstag traditionell mindestens eine Gemeinde besucht und dabei jeden Klamauk gutgelaunt mitmacht, kommt es schon mal vor, dass die Monarchen eine Kloschüssel über den Acker schleudern. An keinem anderen Tag im Jahr erlebt man den Adel volksnäher als am Königstag.

Charakteristisch für den Nationalfeiertag sind die allerorts stattfindenden Freimärkte (Vrijmarkten). Weil dies der einzige Tag im Jahr ist, in dem jeder Niederländer ohne Genehmigung und Steuerabzug auf der Straße etwas verkaufen darf, verwandelt sich das ganze Land in einen riesigen Flohmarkt. Bereits Tage vorher werden Dachböden und Keller durchkämmt sowie Bürgersteige reserviert. Wer weder Kitsch noch Kunst anzubieten hat, der verdient sich mit selbstgebackenem Kuchen oder hausgemachter Limonade ein paar Euro hinzu.

Sehr beliebt sind die Freimärkte nicht nur bei Schnäppchenjägern und Trödelliebhabern, sondern auch bei Kindern, die mit dem Verkauf von ausrangiertem Spielzeug ihr Taschengeld aufbessern. Weil an diesem Tag auch künstlerische Darbietungen genehmigungs- und steuerfrei aufgeführt werden dürfen, wird man an jeder Ecke von allerlei Straßenkünstlern unterhalten. Auch unter ihnen sind viele Kinder, die auf eigenen Instrumenten einstudierte Stücke zum Besten geben.

Inwieweit das ausgelassene Feiern am Königstag, das in den vergangenen Jahren leider auch mehrfach in Alkoholexzessen endete, tatsächlich Ausdruck royalistischer Gesinnung ist, sei dahingestellt. Zur Stärkung der nationalen Einheit jedoch, trägt der Festtag noch heute bei.